Auf ein Wort…

Das rechte Maß

„Mehr ist im Augenblick wirklich nicht drin“, sagt sie. Sie meint Geld oder Zeit oder Kraft. Und ich glaube ihr. Beineide sie ein wenig darum, dass sie ihr Maß zu kennen scheint. Manchmal würde ich auch gerne sagen: „Mehr ist nicht drin. Das Maß ist voll.“ Es ist gesund, das zu sagen. Es tut gut, sein Maß zu kennen. Das rechte Maß für Arbeit und Ruhe, für Erwartungen und Ziele, für Nächstenliebe, Gottesliebe und Selbstliebe. Es muss ein vernünftiges Maß sein. So, dass ich mich nicht übernehme. Und dass auch andere mich nicht überfordern oder unterfordern. Ich muss mein eigenes Maß finden, sonst werde ich zerrieben. Oder meine Gaben werden nicht wahrgenommen.

Ein Mensch kann nicht mehr geben, als ihm gegeben ist. Das ist sein Maß.
Darunter ist Langeweile. Darüber ist Herzinfarkt.
Darunter ist Unzufriedenheit. Darüber nur noch Stress.
Darunter ist Jammern. Darüber Ausgebeutet-Werden.

Menschen, die ihr Maß nicht kennen, sind sich selbst und anderen eine Last. Auch im Glauben. Denn Glaube ohne Maß macht fanatisch.

Jesus warnt vor Maßlosigkeit: „Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat“ (Lukas 12,15) – oder einen vollen Terminkalender. Sonst stehen wir am Ende so da wie der reiche Kornbauer im Gleichnis Jesu: mit vollen Scheunen, tollen Bilanzen, aber mit leeren Händen.

Ich möchte in dem Maß leben, das mir gegeben ist. Meine Gaben mit Freude einsetzen und mit anderen teilen, aber auch aufgeben, was mein Maß übersteigt. Denn mehr ist wirklich nicht drin.

Ihre Pastorin
Almuth Schwichow