Auf ein Wort ….

 

Der ganz normale Wahnsinn

Oder: warum laufe ich eigentlich?

Runter vom Sofa.
Raus aus der Bude. Sportschuhe anziehen und dann: loslaufen. Die
ersten paar hundert Meter traben sich noch ganz locker. Aber dann:
Der Atem wird knapp. Also langsamer. Ein Blick zur Uhr: Was, erst
fünf Minuten?
Seitenstechen.
Schwere Beine. Schweiß auf der Stirn. Warum tue ich mir das eigentlich
an? Aber jetzt nicht gleich aufgeben. Weitermachen. Bis zur nächsten
Kurve. Na also: Geht doch. Jetzt bis zur Straßenecke. Schritt für
Schritt. Na bitte: Immerhin schon eine Viertelstunde. Jetzt läuft
’s sich gar nicht mal so schlecht.
Kurze Pause: ein bisschen
dehnen, lockern, durchatmen. Und jetzt wieder zurück. Bergrunter
läuft es sich wie von alleine. Macht richtig Spaß. Die Muskeln spüren.
Den Kopf freikriegen. Loslaufen. Nicht gleich aufgeben. Ausdauer
entwickeln. Spüren: Das geht, das tut sogar gut. Ein Ziel haben
– und ankommen, verschwitzt, aber glücklich.
Warum ich Ihnen
davon erzähle? Nicht, weil ich Sie zum Laufen, Walken oder Joggen
animieren möchte. Was mir gut tut, muss ja für Sie nicht unbedingt
das Richtige sein. Von meinen Erfahrungen erzähle ich Ihnen, weil
Glauben und Laufen mehr miteinander zu tun haben als es auf den
ersten Blick scheint.
Glauben heißt nicht nur, aber eben auch:
Training, Einübung, gute Ausrüstung. Glauben heißt auch: Ausdauer,
Dranbleiben, Durchhalten. Auf Widerstände, auf Stolpersteine stoßen
– äußerlich oder innerlich. Manchmal müde werden und die Kraft verlieren
und den Sinn nicht sehen und am liebsten stehen bleiben wollen,
weil alles weh tut.
Glauben heißt aber auch: im Weiterlaufen
neue Kraft gewinnen – wie durch ein Wunder. Schritt für Schritt
einen Weg zurücklegen und dabei neue Erfahrungen machen. Den Kopf
und die Seele freibekommen und durchatmen.
Für mich heißt Glauben
vor allem: an ein Ziel kommen, irgendwann, irgendwo. „Lasst uns
laufen mit Geduld“, heißt es im Hebräerbrief (12,1). Was gut ist:
Der Glaubenslauf ist keine Sache für Einzelkämpfer. Vor uns, nach
uns, neben uns, mit uns laufen andere in der „Gemeinschaft der Heiligen“.
Was noch besser ist: Wir laufen auf dem Weg, den ein anderer uns
vorangegangen ist, durch alle Widerstände bis zum Ziel. Darum: „Lasst
uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist und aufsehen
zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, … damit ihr nicht
matt werdet und den Mut nicht sinken lasst“ (Hebr 12,2f).

Manchmal ist Glauben wie Laufen. Nur nicht
ganz so sportlich …

Ihr Frank Boes