Berichte von der Kreissynode

Fundraising im Kirchenkreis
Siegen hauptamtlich gestärkt

Das Thema Fundraising,
ein einzelnes passendes deutsches Wort gibt es nicht für diese Tätigkeit,
beherrschte die Debatten auf der Herbstsynode des Kirchenkreises
Siegen, die jetzt in der CVJM-Jugendbildungsstätte in Wilgersdorf
tagte. Fundraising, darunter ist das professionelle Bemühen um eine
Verbesserung der finanziellen Ausstattung von Organisationen zu
verstehen. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um Kontaktpflege
zu Menschen, Firmen und Institutionen. Es geht im Kirchenkreis Siegen
zudem um Beratung und Schulung der Kirchengemeinden und kreiskirchlichen
Einrichtungen. Ein weites Betätigungsfeld, das ehrenamtlich in vielen
Organisationen und auch in vielen Kirchenkreisen nicht mehr zu bewältigen
ist.

Für kirchliche
Einrichtungen steigt die Notwendigkeit, die Finanzierung ihrer vielfältigen
Aufgaben auf zusätzliche Füße zu stellen, weil in den kommenden
Jahren mit stark rückläufigen Kirchensteuereinnahmen gerechnet werden
muss.

Nach
längerer Beratung beschloss die Kreissynode mit Mehrheit eine 17.
Kreispfarrstelle mit 50% Dienstumfang einzurichten. Die Besetzung
der Kreispfarrstelle erfolgt nach der Genehmigung durch die Landeskirche
durch den Kreissynodalausschuss.

Schon einmal hatte
sich die Synode mit dem Thema beschäftigt und sich nicht auf die
Einrichtung einer Pfarrstelle verständigen können. Nach neuerer
Überlegung des Kreissynodalvorstandes reduzierte sich der geschätzte
Bedarf nunmehr auf eine halbe Pfarrstelle.

Erschwert wurde
die Diskussion, weil es eben nicht nur um die Einrichtung der Stelle
ging, sondern mit Wolfram Bensberg auch schon ein an der Fundraising-Akademie
ausgebildeter Pfarrer bereitsteht, die Aufgaben im Kirchenkreis
hauptamtlich wahrzunehmen. Nicht alle Synodalen waren davon überzeugt,
dass Fundraising die Aufgabe eines Pfarrers sei oder aber, dass
sie überhaupt hauptamtlich wahrgenommen werden müsse.

Befürchtungen
wurden zudem laut, dass durch die neue Stelle eine kircheninterne
Konkurrenz entsteht zur Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle,
die heute schon in hohem Maße auf Spendengelder angewiesen
ist, weil der Kirchenkreis Siegen diese Einrichtung
nur noch mit einem geringen Teil aus Kirchensteuermitteln
finanzieren kann. Oberkirchenrat Dr. Arne Kupke, hauptamtliches
juristisches Mitglied der westfälischen Kirchenleitung,
machte deutlich, dass sich aus personalrechtlicher Sicht
gerade die Einrichtung einer Pfarrstelle empfehle, weil
die durch die Synode auch wieder aufgehoben werden könne.

Pfarrer
Günter Jochum brachte zu Beginn der Beratungen einen
Antrag ein, die Beschlussfassung auf die nächste Synode
zu verschieben. Jochum vermisste ein detailliertes Konzept
und eine Kostenkalkulation. Ggf. könne die Stelle befristet
eingerichtet und eine Verlängerung vom Erfolg abhängig
gemacht werden. Darauf ließ sich die Mehrheit der Synode
jedoch nicht ein.


 Pfarrer
Wolfram Bensberg erläutert seine Vorstellungen zur Gestaltung
der Fundraising-Arbeit.


 

Haushalt 2010 nur durch Entnahme
aus Rücklage ausgeglichen

Noch hat die Wirtschaftskrise
die Kirchensteuer nicht wirklich erreicht, aber es wird nicht mehr
lange dauern, bis sie sich auch hier deutlich bemerkbar macht. In
seiner Einbringungsrede benannte Finanzausschussvorsitzender Rolf
Marxmeier drei Faktoren, von denen die Kirchensteuer beeinflusst
wird: Die Zahl der evangelischen Erwerbstätigen, die wirtschaftlichen
Entwicklung und die Entwicklung des Steuersystems. Die größte Herausforderung
für die kirchliche Finanzplanung, so Marxmeier, sei jedoch die demographische
Entwicklung. EKD-Prognosen aus dem Jahr 2006 machten deutlich, dass
bis 2030 die Mitgliederzahl um 1/3 und die finanzielle Leistungsfähigkeit
der Kirche um nahezu die Hälfte zurückgehe. Doch auch die kurzfristige
Planung hat es in sich. Die 30 Kirchengemeinden im Kirchenkreis
Siegen müssen davon ausgehen, dass sie in 2013 insgesamt 734.000
Euro weniger erhalten werden als im kommenden Jahr. Für die Synodalen
Dienste sind es 151.000 Euro und die Kirchenkreisleitung sowie die
Verwaltung müssen mit 161.000 Euro weniger auskommen. Und das alles
bei steigenden Kosten.

In Richtung Kommunalpolitik
machte Marxmeier deutlich, dass bei der Finanzierung der Kindertagesstätten
die Schere zwischen den finanziellen Möglichkeiten des Kirchenkreises
und den tatsächlichen Erfordernissen die Schere weiter auseinander
gehen wird. Marxmeier: „Hier sind aus Sicht des Finanzausschusses
dringend Gespräche mit den Jugendhilfeträgern erforderlich. Es ist
angesichts der künftig schwierigen Finanzlage des Kirchenkreises
und der Kirchengemeinden nicht einzusehen, warum kirchliche Träger
gegenüber anderen Trägern bei der Refinanzierung von Kindertageseinrichtungen
schlechter gestellt werden. Trägergerechtigkeit sieht an dieser
Stelle anders aus.“ Der Kirchenkreis gibt in 2010 für die Kinder-
und Jugendarbeit die enorme Summe von 2,7 Mio. Euro an Eigenmitteln
aus. Dazu kommen noch die Ausgaben in den Kirchengemeinden. Dies
zeugt von einem hohen sozialpolitischen Engagement des Kirchenkreises
in diesem Arbeitsbereich. Marxmeier: „Wenn dieses Engagement weiter
von der Politik gewünscht wird, brauchen wir hier eine bessere und
gerechtere Unterstützung bei der Finanzierung.“

Der Kreissynodalvorstand
hat einen neuen siebenköpfigen Arbeitskreis „Mittelfristige Finanzplanung“
gebildet, der ausloten soll, wie sich die Arbeit künftig an die
finanziellen Möglichkeiten anpassen lässt. „Es muss vermieden werden“,
so der Finanzausschussvorsitzende, „zu Lasten der künftigen Generation
verstärkt auf Rücklagen zurückzugreifen.“ Eine gute Verfahrensweise
zu diesem Prozess habe Calvin in seinem Kommentar zu Genesis 2,15
gegeben: „Was der Herr in unsere Hand gelegt hat, besitzen wir also
mit dem Auftrag, dass wir uns mit einem mäßigen Gebrauch zufrieden
geben und das übrige bewahren sollen. (…) Die Früchte darf keiner
in Üppigkeit verschwenden oder durch Nachlässigkeit verderben lassen.
Bei allem Besitz halte sich jeder für Gottes Haushalter, dann wird
der Sinn zur rechten Sparsamkeit und Treue nicht fehlen.“

So ganz konnte
sich der Kirchenkreis an die Empfehlungen Calvins bei der Planung
des Haushaltes für 2010 nicht halten. Der Ausgleich konnte nur durch
eine Rücklagenentnahme von rd. 109.500 Euro erfolgen. Darauf ließ
sich die Synode ein und beschloss mit großer Mehrheit den Haushalt
2010, der im Kirchenkreis Siegen aus 9 Einzelhaushalten besteht.
Hierein fließen, so die Planung, im kommenden Jahr 12.652.449 Euro
Kirchensteuer.

kp