Birlenbach: Abschieds-Gottesdienst

Gottesdienst zur Stilllegung

der Ev. Kirche Birlenbach am 30. September 2007

Wie oft freut
man sich auf einen besonderen Gottesdienst und geht erwartungsvoll
und froh zur Kirche, um diesen zu feiern. Doch am 30. September
2007 war das ganz anders. Traurigkeit, Enttäuschung, ja vielleicht
auch noch ein wenig Wut – so lassen sich die Gefühle an diesem Tag
beschreiben. Auch ich ging heute traurig und mit einem Gefühl der
Angst zur Kirche. Wie würde es werden? Werden die Gottesdienstbesucher
es schaffen, ihre Gefühle zu beherrschen und wenn nicht, findet
man dann die richtigen Worte? Werde ich selbst mich beherrschen
können oder werde auch ich meine Traurigkeit nicht verbergen können,
denn ab heute wird auch für uns Presbyter/innen ein ganz neuer Weg
beginnen.

Die Kirche wurde
voll, fast wie an Weihnachten. Der Gottesdienst wurde vom Gemischten
Chor Birlenbach, der Spielgemeinschaft CVJM Birlenbach und dem Bläserkreis
Geisweid musikalisch mitgestaltet.

Pfrn. Schwichow
eröffnete den Gottesdienst mit den Worten aus Psalm 100, die auch
auf dem Wandbehang in Birlenbach zu lesen sind: „Dienet dem Herrn
mit Freuden und kommet vor sein Angesicht mit frohlocken.“

Wie viel Gutes
haben wir in den vergangenen 44 Jahren hier in Birlenbach erfahren:

Gemeinschaft und
auch ganz persönliche Erinnerungen, Taufe, Konfirmation, Hilfe zum
Glauben, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und dergleichen. Die
Früchte der Arbeit waren vorn auf einer Stellwand in Form einer
Weinrebe angeordnet. Die Frauenkreise hatten jede einzelne Traube
mit einer Erfahrung beschriftet, für die sie dankbar sind. Auf vielen
Trauben stand „Gemeinschaft“.

Jesus sagt: „Ich
bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Ich bin der wahre Weinstock,
das Ganze, der Stamm, biete Halt und habe Halt, und mein Vater ist
der Weingärtner.“ Jesus vergleicht uns mit den Reben. Diese können
nur in Verbindung mit dem Weinstock Frucht bringen, von dort bekommen
sie Saft und Kraft. Eine einzelne Traube ist abgeschnitten und kann
nicht mehr weiter wachsen.

Auch die Möbel,
der Wandbehang, der Kanzelbehang und alles andere ziehen um. Den
Wandbehang werden wir demnächst  auf der Empore in der Talkirche
wieder sehen. Alles wird einen Platz finden.

Mehr als einmal
standen mir und sicher auch anderen Gottesdienstbesuchern die Tränen
in den Augen, besonders am Ausgang. Dort verteilten einige Konfirmanden
Holzsteine, in die der Satz: „Gottes Hand hält dich“ eingebrannt
war.

Ich bin mir sicher,
dass alles gut wird, wenn wir uns auf die neuen Wege einlassen.
So weit und unbekannt sind die Wege ja auch gar nicht. Wir treffen
uns ab Oktober nun sonntags um 9.30 Uhr in der Talkirche und um
11.00 Uhr in der Kirche im Wenscht. Ab 14.10.2007 wird im Wenscht
 wieder jeden Sonntag um 11.00 Uhr Kindergottesdienst gefeiert.
Jeden 1. Sonntag im Monat wird es im Wenscht um 18.00 Uhr eine Guten-Abend-Kirche
geben. Lassen Sie sich darauf ein und vertrauen Sie den neuen Wegen,
damit wir auch weiterhin gemeinsam Christen sein können und nicht
abgeschnitten und allein bleiben.

Letztlich liegt
es doch an jedem einzelnen von uns, die neuen Wege zu guten Wegen
zu machen. Ich freue mich darauf, demnächst in der Talkirche oder
im Wenscht ein vertrautes Gesicht aus Birlenbach zu sehen. Fast
fällt es mir schwer zu schreiben, dass der Gottesdienst  wunderschön
war und mir gut getan hat, weil der Anlass ja so traurig war. Für
mich war der Abschiedsgottesdienst in Birlenbach jedoch zugleich
auch der erste Gottesdienst am Anfang eines neuen Weges.

Ute Kwarteng