Information der Gemeindeglieder aus „gemeinde jetzt“,
Augabe:Sept./Okt.
2006
Liebe Gemeindeglieder,
am 13.06.2006 hatten wir Sie zu einer Gemeindeversammlung ins
Lutherhaus eingeladen, um Ihnen die vom Presbyterium erarbeitete
neue Gemeindestruktur vorzustellen. Sicherlich hatte nicht jeder
die Gelegenheit an diesem Termin teilzunehmen, deshalb möchte ich
Ihnen nachfolgend den Prozess und die Beschlüsse zu dieser Gemeindestruktur
darstellen.
Das Presbyterium beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit
der finanziellen Situation. Im Dezember 2004 wurde dem Gremium von
drei Mitgliedern des Bau- und Finanzausschusses erste Überlegungen vorgestellt, die eine
weit reichende Änderung der Gemeindestruktur beinhaltete. Da eine
solche Entscheidung gut vorbereitet sein muss, entschloss sich das
Presbyterium eine fünfköpfige Steuerungsgruppe, in der alle Bezirke
vertreten waren, einzurichten. Am 21.04.2005 fand dann eine Informationsveranstaltung
über die finanzielle Situation für alle Haupt- und Nebenamtlichen
sowie leitend Ehrenamtlichen statt. Gleichzeitig erarbeitete die
Steuerungsgruppe einen Fragebogen, bei der Sie alle aufgefordert
waren Ihre Meinung bzgl. der Gottesdienste und der Gemeindearbeit
abzugeben.
Bei einem Studientag mit Herrn Pfarrer Dusza (Gemeindeentwicklung)
wurde dann ein erstes Ergebnis erzielt, dass anschließend in der
Steuerungsgruppe weiterentwickelt, im Presbyterium vorgestellt und
in der Maisitzung endgültig beschossen wurde.
Was führte zu dieser Entscheidung?
- sinkende Gemeindegliederzahlen
1963 hatte die Kirchengemeinde noch 13.900 Gemeindeglieder. Im
Jahre 2006 trotz Sohlbach/Buchen und Kölsbachgrund 8247. Aufgrund
von Demographie müssen wir in 2012 von nur noch 7226 Gemeindegliedern
ausgehen. Austritte spielen in diesem Zusammenhang nur eine untergeordnete
Rolle.
- sinkende Kirchensteuereinnahmen
Allein in den letzten vier Jahren sind die Kirchensteuereinnahmen
von 532.000 € um 120.000 € zurückgegangen und die mittelfristige Prognose
geht bis 2012 von einem weiteren Verlust von 188.000 € auf dann nur
noch 224.000 € aus. Das sind in 10 Jahren fast 60% weniger Einnahmen.
- MitarbeiterInnen
Wir beschäftigen einen Küster in Vollzeit, sieben Küsterinnen
mit insgesamt 73,6 Stunden, drei Raumpflegerinnen mit 14 Stunden,
einen Gemeindepädagogen in Vollzeit, zwei Verwaltungsangestellte
mit insgesamt 37,25 Stunden sowie fünf KirchenmusikerInnen mit 29,8
Stunden. In unseren sieben Tageseinrichtungen für Kinder arbeiten 39 Erzieherinnen
mit unterschiedlichen Stundenzahlen, vier Hauswirtschaftskräfte
mit insgesamt 20,5 Stunden und 5 Hauswartinnen und Hausmeister mit
zusammen 61 Stunden.
- Gebäude
Neben den sieben Tageseinrichtungen für Kinder unterhält die
Gemeinde eine Kirche, sechs Gemeindezentren (Hoher Rain ist zurzeit
vermietet), ein Gemeinderaum und fünf Pfarrhäuser (zwei vermietet)
- Instandhaltungs- und Investitionsstau
Um auf Dauer alle Gebäude zu unterhalten müssten ca. 3,4 Millionen
Euro aufgewandt werden. (Lutherhaus: 1,4 Mio. / Talkirche: 1,5 Mio.
/ Wenscht: 0,2 Mio. / Birlenbach 0,1 Mio. und Pfarrhäuser 0,18 Mio.)
- Darlehenskosten
Für das neueste Gemeindehaus in Sohlbach-Buchen, dass wir aufgrund
der Überlastung von dem einzigen Pfarrer für Buschhütten zum 01.01.2005
übernommen haben, müssen in den nächsten 8 Jahren ca. 20000 € pro
Jahr an Zinsen und Tilgung gezahlt werden.
- Einsparungen
In den letzten Jahren wurde immer wieder innerhalb des Haushaltes
verschiedene Einsparungen vorgenommen, die in Summe über 100.000
€
einbrachten.
- Gemeindeumfrage
Bei der Umfrageaktion im letzten Sommer konnte als Ergebnis festgehalten
werden, (genaue Information erfolgte bereits in einer Ausgabe von
„Gemeinde jetzt“) dass die Gemeinde großen Wert auf die Arbeit mit
Kindern und Jugendlichen legt.
- Haushalt 2006
Ich möchte Ihnen grob die wesentlichsten Zahlen unseres Haushaltes
darlegen:
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10. Haushaltssicherung
Aufgrund des oben genannten Haushaltsdefizits ist der Ausgleich
des Haushaltes nicht zu erreichen, so dass nach §67a der Verwaltungsordnung
unverzüglich ein Haushaltssicherungskonzept durch Beschluss des
Leitungsorgans (Presbyterium) aufzustellen ist. Die Haushaltssicherung
dient zur nachhaltigen Sicherstellung kirchlicher Aufgabenerfüllung.
Sie ist jährlich fortzuschreiben und soll höchstens vier Jahre umfassen.
Dies bedeutet, dass auch in den nächsten drei Jahren weiterhin Defizite
in Höhe von mindestens 234.000€ anfallen und ausgeglichen werden
müssen.
Das Presbyterium hat aufgrund dieser prekären Situation einstimmig
bei zwei Enthaltungen folgendes Gemeindekonzept beschlossen:
- Aufgabe von 4 Gemeindehäusern
(Lutherhaus, Birlenbach, Setzen, Sohlbach) zum 01.10.2007
- Aufgabe des Gemeindezentrum
Wenscht zum 01.10.2011
- Verkauf bzw. Vermietung
von Pfarrhäusern
- Erhalt und kurzfristige
Umgestaltung der Talkirche einschließlich evtl. Nutzung des Pfarrhauses
und eines Anbaus an die Talkirche
- Anmietung von Räumen in
Vereins- und Bürgerhäusern für die ältere Generation (Frauenhilfe)
- Organisation eines Bus-
bzw. PKW-Dienst für den Gottesdienstbesuch
- Erhalt der Gemeindepädagogenstelle
für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
- Neukonzeption Konfirmandenarbeit
- Aufgabe der Tageseinrichtung
für Kinder am Hohen Rain wegen Demographie bereits mit Stadt Siegen
zum 01.08.2007 vereinbart
- Abgabe der Trägerschaft für
4 Tageseinrichtungen für Kinder (Hüttental, Schießberg, ‚Wenscht
und Sohlbach) zum 01.08.2010 (früher, falls die finanziellen Rahmenbedingungen
negativ geändert werden)
- Erhalt der Trägerschaft von
2 Tageseinrichtungen für Kinder (Talkirche und Setzen)
Jedem einzelnen Mitglied des Presbyteriums ist die Tragweite
dieses schmerzlichen Beschlusses sehr wohl bewusst. Ich persönlich
bin in der Talkirche getauft worden, in der Wenschtkirche konfirmiert
und in der Kirche in Birlenbach getraut. Innerhalb der Arbeit mit
Kindern und Jugendlichen habe ich in Gruppen im Lutherhaus, am Hohen
Rain und im Wenscht mitgearbeitet. So wird auch jeder Einzelne von
Ihnen eine besondere Beziehung zu einzelnen Gebäuden haben.
Wir sollten aber diese dramatische Finanzlage auch als eine Chance
sehen. Denn eine Konzentration bietet, auch auf dem Hintergrund
von in Zukunft nur noch drei Pfarrstellen, die Möglichkeit den Zusammenhalt
innerhalb der Bezirke, der durch verschiedene gemeinsame Aktivitäten
auf einen guten Weg ist, weiter auszubauen. Die Gruppen und
Chöre, sowie die Gemeindearbeit kann auch mit weniger Gebäuden weitergeführt
werden. Deshalb beabsichtigen wir im zweiten Halbjahr Gespräche
mit den Leitern zu führen. In einem weiteren Schritt beabsichtigen wir die Erarbeitung einer
Gottesdienst- und Gemeindekonzeption, bei der Sie gerne mitarbeiten
können. Wir bitten Sie um Verständnis für unsere Entscheidung, aber wenn
wir auch in Zukunft noch verlässliche Gemeindearbeit leisten wollen,
bleibt aus Sicht des Presbyteriums keine andere Wahl.
Hartmut Heinbach (Finanzkirchmeister)
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