Auf ein Wort………

Liebe Leserinnen und Leser,

im August 2005 haben Ursula Stutte aus Geisweid
und ich an einer Reise des westfälischen Landesverbandes der Frauenhilfe
teilgenommen. Unser Ziel war Südafrika, das Land, aus dem in diesem
Jahr die Ordnung für den Weltgebetstag kommt.

Im Lehrerzimmer einer christlichen Privatschule
in Pretoria treffen wir Sarie Janssen, eine vornehme ältere Dame,
die langjährige Vorsitzende des südafrikanischen Weltgebetstags-Komitees.
Sie erzählt uns, dass Südafrika 1999 als Gastgeberland für den diesjährigen
Weltgebetstag ausgewählt wurde. Das Internationale Weltgebetstags-Komitee
legte das Thema fest: Zeichen der Zeit. Die südafrikanischen Frauen
suchten passende Bibeltexte aus, formulierten die Gebete und baten
die Künstlerin Estelle Rose, ein Titelbild zu entwerfen. Sie begleiteten
die Künstlerin mit Gesprächen, Bibelarbeiten und Gebeten, und so
entstand in einem geistlichen Prozess das Bild, das auf dieser Ausgabe
von „Gemeinde jetzt“ abgedruckt ist. Das deutsche Weltgebetstags-Komitee
hat dieses Bild leider durch ein anderes ersetzt. Die Enttäuschung
darüber ist Sarie Janssen deutlich anzumerken. Sie erlaubt uns ausdrücklich,
das Original-Titelbild für unsere Plakate, Einladungen und Karten
zu verwenden. Diesen Vorschlag greifen wir in Klafeld gerne auf
und stellen Ihnen das Bild hier vor.

Estelle Rose nimmt in ihrer Darstellung Motive
aus den Bibeltexten auf, die in der Gebetsordnung vorkommen. Von
dem dunklen Hintergrund heben sich die Zeichen der Zeit ab, auf
die Jesus im Lukasevangelium hinweist: Kriege und Zerstörung (Schild
und Speere, Schachfiguren, Trümmersteine), Gefangenschaft (Handschellen),
Zeichen am Himmel (Sonne und Wolken), Seuchen (Aids-Schleifen),
Tod und Qual (Knochen, gebrochene Herzen). Doch die dunkle, gebrochene
Welt ist nicht ohne Hoffnung. Im Zentrum des Bildes steht ein großes,
weißes Blatt, ein Blatt vom Baum des Lebens. Mit seinen Blättern
werden die Völker geheilt (Offenbarung 22,2). Gerahmt wird das Bild
von einer Bordüre, die an afrikanische Stoffmuster erinnert. Der
dreibeinige eiserne Kochtopf gilt in Südafrika als Sinnbild für
Gastfreundschaft und Fürsorge, für ein Leben in Fülle.

Die südafrikanischen Frauen sehen darin ein
Zeichen für die Einladung Gottes, seine Liebe und Gnade in unserem
Leben zu empfangen. Uns von seinem Wort nähren zu lassen, damit
wir selbst Hoffnung, Liebe und Frieden in unserer dunklen Welt aufscheinen
lassen (kleine Blätter, Weltgebetstags-Kreuz). Südafrikanische Traditionen
und aktuelle Probleme verbinden sich nicht nur auf diesem Bild mit
der biblischen Botschaft, sondern auch im Leben vieler Frauen, die
wir auf unserer Reise kennen gelernt haben. In ihrem Land sehen
sie die Zeichen der Zeit in den Nachwirkungen der Apartheid, die
vor allem die schwarze Bevölkerung treffen: Armut, Arbeitslosigkeit,
Gewalt und Aids. Mit tiefem Glauben und bewundernswerter Stärke
setzen sie in einer oft düsteren und bedrückenden Umgebung Zeichen
der Hoffnung: in Aids-Waisenhäusern, Hospizen und Suppenküchen,
in Frauenhäusern und Heimen für misshandelte Kinder, in Gesprächsgruppen
für Großmütter, die ihre verwaisten Enkel aufziehen, in einer Kaffeestube
für Straßenkinder und Prostituierte, in Projekten, die Jugendliche
ausbilden und HIV-Infizierte beschäftigen, in Initiativen, die das
Wohnumfeld in den Townships verbessern, indem sie Kindergärten und
Vorschulen bauen und Gemüsegärten anlegen. Noch nie habe ich Menschen
getroffen, die so viel Hoffnung und Zuversicht ausstrahlen.

Ich freue mich in diesem Jahr besonders darauf,
den Weltgebetstag zu feiern: am 3. März um 19 Uhr in der Talkirche
und anschließend im Lutherhaus. Dazu lade ich Sie im Namen unseres
ökumenischen Vorbereitungskreises herzlich ein.

Almuth Schwichow