Geistliches Leiten geschieht im Team

 

Geistliches Leiten geschieht
im Team

Fortbildungsveranstaltung für
Presbyterinnen und Presbyter im Kirchenkreis Siegen

Fast einhundert
Presbyterinnen und Presbyter aus den 29 Kirchengemeinden des Evangelischen
Kirchenkreises Siegen trafen sich am Freitagabend (28.9.2012) im
Gemeindezentrum auf dem Rödgen zu einem Abend der Begegnung und
der Weiterbildung. Darunter viele neue Gesichter, die erstmals Leitungsaufgaben
in einem Presbyterium übernommen haben. Im Februar dieses Jahres
wurden in der westfälischen Landeskirche die Presbyterien neu gewählt.

„Geistlich leiten“
lautete das Thema, zu dem der Leiter des Pastoralkollegs der westfälischen
Landeskirche Dr. Peter Böhlemann referierte.

Der gebürtige
Neunkirchener Dr. Peter Böhlemann war einige Jahre Pfarrer in Deuz
und ist als Leiter des Pastoralkollegs zuständig für die Weiterbildung
von Theologinnen und Theologen der westfälischen, rheinischen und
lippischen Landeskirche sowie der Ev. reformierten Kirche, die überwiegend
im Nordwesten Deutschlands Gemeinden vereint. Ab Dezember leitet
Böhlemann das gesamte Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung
der westfälischen Landeskirche, zu dem das Pastoralkolleg gehört.

Zunächst
machte Böhlemann deutlich, dass es nach reformiertem Gemeindeverständnis
keine Amts- und Machthierarchie in der Kirche gebe. Die Gestaltungsmacht
liege in den Gemeinden bei den Presbyterien und nicht bei einzelnen
Personen. Hier unterscheide sich das evangelische Verständnis deutlich
von der katholischen Auffassung. Böhlemann: „In der evangelischen
Kirche ist Leitung Teamaufgabe.“ Geistliche Leitung ist für ihn
Leitung durch den Heiligen Geist, vollzogen in der Gemeinschaft
der Heiligen durch die vom Geist Gottes eingesetzte Leitung. Das
Amt der geistlichen Leitung werde ausgeübt durch eingesetzte Gremien
wie das Presbyterium, die Kreissynode oder die Landessynode. Der
Theologe unterschied geistliche Leitung von ungeistlichem Machtstreben
einzelner Personen. Doch auch geistliche Leitung kann auf handwerklich
gute Führung nicht verzichten. Erprobte Managementtechniken kommen
zur Anwendung: Personen- und teamorientiert, sach- und kompentenzorientiert
sowie ziel- und zukunftsorientiert.

Deutlich machte
der Theologe, dass sich geistliches Leiten in einer zusätzlichen
Tiefendimension von „normalem“ Leitungshandeln unterscheidet. Diese
Tiefendimension erschließe sich jedoch nur im Glauben und der persönlichen
Verbindung zu Gott. Böhlemann: „Geistliche Leitung wahrnehmen heißt,
Gott wahrnehmen, auf eigene Macht verzichten und dennoch mutig zu
leiten und Management zu betreiben. Geistliche Leitung ist in der
Tiefe Begegnung mit Gott und die Bereitschaft, sich von ihm leiten
zu lassen.“

Zu der Fortbildungsveranstaltung
und einem ersten Kennenlernen hatte der neue Siegener Superintendent
Peter-Thomas Stuberg die Presbyter der Kirchengemeinden eingeladen.
Stuberg bekundete sein Interesse, die Presbyterien aller 29 Kirchengemeinden
kennen zu lernen. Man könne ihn gerne in Presbyteriensitzungen einladen.
Ihn interessiert, was den Presbyterinnen und Presbytern an ihren
Aufgaben gefällt, was ihnen eine Last ist und was sie stärkt und
formt. Stuberg: „Mir ist wichtig, einen anderen Blickwinkel auf
die Kirche vor Ort zu finden.“ Dabei ist ihm sehr daran gelegen,
den Kontakt auch zu den Ehrenamtlichen zu finden.

Gemeinsam mit
den Presbyterien will der für acht Jahre gewählte Superintendent
die Evangelische Kirche im Siegerland und Olper Raum geistlich gestalten.
Dies gelte für die Rolle des Kirchenkreises ebenso wie für die Rolle
der Gemeinden und der kirchlichen Dienste.

In den Begegnungspausen
konnten sich die Presbyter an den Ständen des Bezirksverbandes der
Siegerländer Frauenhilfe, der Notfallseelsorge, der Diakonie Sozialdienste
und des Synodalen Ausschusses für Gemeindeentwicklung, der die Veranstaltung
organisiert hatte, informieren und ins Gespräch kommen. Auch ein
gut sortierter Büchertisch zog das Interesse der Ehrenamtlichen
auf sich. Währendessen sorgte Katharina Fritzen mit ihrer jazzigen
Klaviermusik für eine spritzige musikalische Unterhaltung.

Nach dem informativen
wie gleichsam unterhaltsamen Abend machten die Presbyter deutlich,
dass sie eine Fortsetzung der Begegnungs- und Weiterbildungstreffen
wünschen.

kp