Auf ein Wort ….

 

Nein, der Tod
hat zu Ostern wahrlich keinen Grund zur Freude. Und das nicht nur,
weil draußen das Leben grünt und blüht. Darüber könnte er sich ja
hinwegtrösten mit dem Gedanken, dass es irgendwann auch wieder Winter
wird. Aber das Osterfest erinnert ihn daran, dass er schon längst
und ein für alle Mal verloren hat. „Der Tod ist verschlungen in
den Sieg“, schreibt Paulus, „Tod, wo ist dein Stachel? Tod, wo ist
dein Sieg? Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren
Herrn Jesus Christus.“ (1. Kor 15,55 u. 57) Deshalb gibt es in der
Kirche die alte Tradition des Ostergelächters. Da wurde dem Tod
von der versammelten Gemeinde eine lange Nase gezeigt: „Ätsch, Tod,
du kannst uns mal, denn du kannst uns nichts mehr anhaben. Denn
Jesus lebt, und mit ihm auch wir!“ Schadenfreude ist ja  bekanntlich
die schönste Freude, und hier ist sie wirklich mal angebracht. Aber
darf man das denn, sich über den Tod lustig machen? Angesichts von
zig-tausend Erdbebentoten in Japan? Angesichts der ungezählten Menschen,
die vor der Zeit sterben müssen – ermordet, verhungert,  von
Seuchen  dahingerafft? Angesichts all der tödlichen Gefahren,
die wir selber für Mensch und Natur herauf beschworen haben, von
A wie Atomkraft bis Z wie Zerstörung der Regenwälder?  Und
ganz abgesehen von all den vermeidbaren Todesfällen, die Menschen
selbst verschuldet haben – gehört der Tod nicht zum Leben? Hat Gott
uns nicht alle als endliche Wesen geschaffen – räumlich, aber eben
auch zeitlich? Kommt der Tod nicht für viele Betagte und Lebenssatte
als Erlösung, nicht als Feind?

All diese Überlegungen
und Erfahrungen haben das Ostergelächter weitgehend zum Verstummen
gebracht. Da hilft es auch nichts, wenn mancher Pfarrer in der Osterpredigt
Witze erzählt, um den einen oder anderen Lacher heraus zu kitzeln.
Das ist dann wie das künstliche Publikumsgelächter in billigen Comedy-Serien:
Es ist nicht wirklich lustig, aber wir tun halt so, als ob.

Nein, so simpel
lässt sich das Ostergelächter nicht wieder gewinnen.  Echtes,
befreites Lachen kann man nicht erzwingen, und nichts ist so verlogen
und nervtötend wie aufgesetzte Fröhlichkeit. Aber vor dem Tod kapitulieren
und ihm das letzte Wort überlassen, das müssen wir als Christen
trotzdem nicht. Wenn es stimmt, dass Gott in Christus war, wenn
es stimmt, dass er in Jesus unseren Tod gestorben ist, dann dürfen
wir auch den Zeugen seiner Auferstehung glauben. Denn wenn Gott,
der Schöpfer und Herr des Lebens, stirbt, dann geht das nicht böse
aus für Gott, sondern für den Tod. Es bleibt zwar dabei, dass wir
alle sterben müssen, aber damit ist nicht alles aus. Der Tod regiert
nicht die Welt, auch wenn es oft den Anschein hat. Das Leben behält
den Sieg kraft der Auferstehung Jesu von den Toten. Deshalb dürfen
wir alle Jahre wieder fröhlich Ostern feiern, auch im Angesicht
des Todes. Und wir können und sollen uns einsetzen: gegen den Tod
und für das Leben. Wir
können noch so viel tun, damit Menschen nicht mehr sterben müssen,
bevor sie wirklich gelebt haben. Die Mittel und Wege sind oft längst
vorhanden, sie müssten nur konsequent und  umfassend umgesetzt
werden. Dazu können wir vieles beitragen: durch eigenes Handeln,
durch Geld und andere Unterstützung, durchs Gebet. Wenn wir das
tun, wird dem Tod noch so manches Schnippchen geschlagen werden.

Und wir werden
es erleben: Wer zuletzt lacht, lacht am besten.

Ihr Pastor Klein