30 Jahre „Autofrei und Spaß dabei – der Schöpfung zuliebe“

Ob wohl jemand im Jahr 1994 daran gedacht hat, dass diese Aktion in unserer Kirchengemeinde auch noch nach 30 Jahren durchgeführt wird? Eher nicht. Vielleicht nur die kühnsten Optimisten. In unserer schnelllebigen Zeit, in der nichts mehr Bestand zu haben scheint und in der die Veränderung als einzige Konstante gilt, sind dreißig Jahre schon eine halbe Ewigkeit. Umso mehr können wir uns heute freuen und dem Ausschuss zur Bewahrung der Schöpfung ein großes Lob aussprechen. Für die Ausdauer, das Durchhaltevermögen und das Engagement, für alle Ideen, Recherchen und Planungen. Denn: 30 Jahre „Autofrei“ mit inzwischen 122 Veranstaltungen – das ist schon eine beachtenswerte Hausnummer!

In unserem Gemeindebrief Mai/Juni 1994 warb der Ausschuss zum ersten Mal dafür, in den Sommermonaten einen Sonntagnachmittag alternativ zu gestalten. Man würde mal zu Fuß unterwegs sein oder mit dem Rad. Und man würde auch die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, um die Heimat zu erkunden. Für den 8. Mai hieß es dann: „Um 13.30 Uhr Uhr ab Klafelder Markt mit dem Rad zur Heesquelle und zurück. Die Streckenlänge von 20 km ist gut zu schaffen. Für die Kinder gibt es am Ziel ein Geländespiel. Die Rückkehr erfolgt zwischen 17 und 18 Uhr.“

Alles lief wie geplant. Ohne Autos, aber mit viel Spaß. Und es gab nur zufriedene Gesichter! „15 Personen haben an der ersten Aktion teilgenommen“, weiß sich Barbara Leidel zu erinnern, die den Ausschuss zur Bewahrung der Schöpfung von 1990 bis 2016 leitete. „Zehn bis fünfzehn war dann später auch der Durchschnittswert.“

Nur bei einer Veranstaltung explodierte die Zahl der Teilnehmenden regelrecht. Am 7. Juli 1996. Bei der Radtour nach Eiserfeld mit Besichtigung des Reinhold-Forster-Erbstollens. Sage und schreibe 75 Personen, „Männer und Frauen, Erwachsene und Kinder, Geübte und weniger Geübte“, hatten sich trotz unbeständigen Wetters auf unserem Marktplatz eingefunden. Jutta Winchenbach, die jetzt in Essen wohnt, sprach in einem tollen Artikel von einer „schier unüberschaubaren Menge“ und von einem „aufsehenerregenden Pulk“ von Radfahrern. „Die Mitglieder des Eiserfelder Heimatvereins erholten sich schnell von dem freudigen Schreck und organisierten umgehend weitere Stollenführer, sodass nach einer kurzen Wartezeit alle – vorschriftsmäßig mit Helm ausgestattet – an einer Führung in das Berginnere teilnehmen konnten.“

Inzwischen haben noch viele andere Radtouren stattgefunden. Und Wanderungen und Vogelstimmenexkursionen und Waldlehrgänge. Und Kräuterwanderungen und Stadtführungen, wie z.B. in Aachen, Limburg, Köln, Biedenkopf, Bonn, Weilburg, Herborn, Olpe, Siegburg, Wetzlar, Friedberg, Frankfurt und Marburg. Und man besichtigte u.a. Kirchen, eine Imkerei, eine Biogasanlage, eine Köhlerei sowie Friedhöfe und Museen.

Die 100. Exkursion fand am 14. Mai 2017 statt. Mit 18 Teilnehmern; der jüngste war sechs Jahre alt, der älteste zählte bereits 81 Lenze. Das Ziel der Jubiläumstour: Die Burgruine Windeck. Uli Veltzke, der dem Ausschuss seit 2016 vorsteht, gab am Bahnhof Schladern interessante Erläuterungen über die 1174 zum ersten Mal als „Castrum novum in windeke“ urkundlich erwähnte Burg. Sie diente den Grafen Sayn als Grenzfeste. Zerstört wurde die große Anlage erstmals im Dreißigjährigen Krieg und endgültig dann durch die Franzosen im Jahr 1860. Aufgebaut wurde sie nicht mehr, aber hundert Jahre später begann man mit ihrer Restaurierung. Auf dem Heimweg ging der eine oder andere Schauer nieder. Und geschwitzt wurde auch; denn schwüle Gewitterluft zog heran und viele steile An- und Abstiege taten ihr Übriges. Trotzdem war es eine schöne Jubiläumstour!

Die Corona-Pandemie führte überall zu Versammlungsbeschränkungen und Veranstaltungsabsagen. So konnte in den beiden Jahren 2020 und 2021 nur ein „Autofrei-Ausflug“ stattfinden. Danach sind die Teilnehmerzahlen geringfügig gesunken, nicht zuletzt durch Temperaturen von über 30° C bei der Fahrt nach Burbach und überaus heftigen Regengüssen, ja regelrechten Sturzbächen, vor der Veranstaltung in der ehemaligen Synagoge im Siegener Obergraben.

In diesem Jahr feiern wir nun den 30. Geburtstag von „Autofrei und Spaß dabei – der Schöpfung zuliebe“. Verbunden mit einem aufrichtigen Dankeschön an Uli Veltzke, Barbara Leidel und auch an Katrin Breitweiser, die dem Planungsteam einige Jahre lang angehörte. Ich sage: „Ihr habt das prima gemacht! Und: Wenn es die Aktion in unserer Kirchengemeinde noch nicht gäbe, müsste sie umgehend initiiert und gestartet werden!“

In den nächsten Monaten finden vier weitere Veranstaltungen statt: Nach einer Führung mit Traute Fries auf dem Hermelsbacher Friedhof am 12. Mai und einer Besichtigung der Grube „Stahlberg“ in Müsen am 9. Juni geht es im September mit dem Rad zur Wendener Hütte. Die letzte Veranstaltung im Jubiläumsjahr findet im Oktober statt; ein ganztägiger Ausflug führt uns in das kleine, aber wunderschöne Westerwald-Städtchen Hachenburg.

Wir haben Ihr bzw. Dein Interesse geweckt? Toll! Wir freuen uns über Jede und Jeden, der mittun und einige Sonntage im Jahr ohne Auto verbringen möchte. Weitere Informationen erhält man sowohl bei Uli Veltzke (Tel.: 8 89 23) als auch bei Barbara Leidel (Tel.: 8 29 29). Bis bald!

Peter-Christian Rose