| 
Alles wird anders: die Reformvorschlägefür die Evangelische Kirche
„Die evangelische Kirche in Deutschland stehtvor großen Herausforderungen“, das stellt der Rat der EKD in seinem
 Impulspapier „Kirche der Freiheit – Perspektiven für die evangelische
 Kirche im 21. Jahrhundert“ fest (veröffentlicht im Juli 2006). Die
 Notwendigkeit zur Veränderung ergibt sich nach Ansicht des Rates
 der EKD aus folgenden Problemen: Die Kirchenmitglieder werden immer
 weniger und immer älter, die Einnahmen verringern sich dadurch drastisch.
 Die Bindung an die Kirche sinkt: Viele Familien nehmen Angebote
 wie Taufe und Trauung nicht mehr wahr. Der nächsten Generation fehlt
 eine gründliche Kenntnis von Glaubensinhalten und kirchlichen Traditionen.
 Die „Fetten Jahre“ sind vorbei: Die Kirche hat zu viele (und damit
 zu teure) hauptamtliche Mitarbeiter, Kirchengebäude sind zu groß
 oder stehen leer. Die Verwaltung von 23 Landeskirchen ist umständlich
 und teuer.
 Der Rat der EKD fordert einen „Mentalitätswandel“in der evangelischen Kirche und macht den Mitgliedern Mut, die anstehenden
 Veränderungen mit Hoffnung und Vertrauen in Jesus Christus anzugehen.
 Für den Reformprozess werden vier Grundsätze genannt:
 
 
„Geistliche Profilierung“: Die Kircheverkündet das Evangelium.
„Schwerpunktsetzung“: Die Kirche mussnicht alle Aufgaben wahrnehmen.
„Beweglichkeit in den Formen“: Die Kirchewirkt auf verschiedene Art und Weise.
„Außenorientierung“: Die Kirche willMenschen dazugewinnen.
 In so genannten „Leuchtfeuern“ formuliertder Rat der EKD eine Vision für das Jahr 2030: Die evangelische
 Kirche überzeugt durch eine hohe und vergleichbare Qualität ihrer
 Kernangebote (Taufe, Trauung). Dadurch kommen 10 statt wie bisher
 durchschnittlich 4 Prozent der Mitglieder in den Sonntags-Gottesdienst,
 50 Prozent nehmen die Kernangebote wahr. Ein Viertel der Gemeinden
 wird zu „Profilgemeinden“ mit besonderen Zielgruppen. Hauptamtliche
 Mitarbeiter erhalten mehr Fortbildung. Kindern und Jugendlichen
 wird mehr Grundlagenwissen vermittelt: 90 Prozent der Kinder eines
 Jahrgangs kommen in den ersten sechs Lebensjahren mit biblischen
 Geschichten, christlichen Symbolen und kirchlichen Traditionen in
 Berührung. Ein Kanon von 12 Geschichten und 12 Liedern wird festgelegt.
 Die Kirche geht mit eigenen Themen an die Öffentlichkeit. Das Finanzsystem
 wird umgestellt: Im Jahr 2030 kommt ein Fünftel der Einnahmen aus
 zusätzlich eingeworbenen Mitteln. 60 Prozent der Mitglieder zahlen
 einen Beitrag (heute: 30 Prozent). Die Zahl der Landeskirchen wird
 von 23 auf acht bis zwölf reduziert.
 Diese Vorschläge sollen in den Gemeinden undauf einem Kongress im Januar diskutiert werden. Der ganze Text umfasst
 110 Seiten und ist im Internet unter www.ekd.de zu finden.
 Anne Kampf, Freudenberg 
 |