Sie haben inzwischen schon eine kleine Tradition, die gemeinsamen Adventsfeiern unserer beiden Fachausschüsse für Diakonie und Öffentlichkeitsarbeit. Sie werden alljährlich veranstaltet, um den Ehrenamtlichen in diesen Bereichen für ihren treuen und engagierten Dienst zu danken.
Presbyter Peter-Christian Rose drückte das in seiner Begrüßung so aus: „Ohne Ihr und euer Mitwirken gäbe es in unserer Gemeinde keinen Besuchsdienst, keinen Frühstückstreff, keinen Mittagstisch, keinen Wenschter Mittwoch-Club und kein Café im Pfarrhaus; auch würden die evangelischen Haushalte keine Gemeindebriefe erhalten und für das Einlegen von Flyern und Überweisungsträgern müssten wir unnötig Geld ausgeben!“ Also auch 2019 wieder „Ein Hoch auf die Ehrenamtlichen!“
Standen die Feiern in den letzten Jahren unter den Themen „Die Hirten“, „Joseph“, „Licht“ sowie „Engel in der Bibel und Engel ohne Flügel“, so drehte sich am 13. Dezember in unserem „mittendrin“ alles um den Adventskranz und seinen Erfinder Johann Hinrich Wichern. Bekannt ist er vielen als Gründer der Inneren Mission und damit auch der modernen Diakonie. Dass er aber auch für die Erstellung des ersten Adventskranzes verantwortlich zeichnet, das wissen nur die wenigsten. Ja, und dieser Kranz hatte tatsächlich 24 Kerzen. Vier große weiße für die vier Sonntage und zwanzig kleine in roter Farbe für die Werktage. Wie aber kam es zu dieser Erfindung?
Die
Ehrenamtlichen erfuhren die näheren Umstände und verfolgten die Ausführungen
mit großem Interesse: Johann Hinrich Wichern, Jahrgang 1808, war Pfarrer in
Hamburg. Die große Not der Bevölkerung, vor allem die der Kinder und
Jugendlichen, ließ ihn nicht zu Ruhe kommen. Die meisten Menschen lebten unter
schlimmen Bedingungen: Schmutzige Hinterhöfe, viel zu kleine Wohnungen,
miserable Verdienstmöglichkeiten, Hunger sowie eine schlechte medizinische
Versorgung. Und: Eine Sozialgesetzgebung mit Kranken-, Arbeitslosen-, Unfall-
und Rentenversicherung, wie wir sie heute kennen, gab es noch nicht. Am meisten
hatten die Kinder unter diesen Verhältnissen zu leiden. Zerrüttete Familien,
trunksüchtige Väter, bittere Armut und Stehlen – das alles gehörte für viele
zum Alltag. Und die, die einen Arbeitsplatz gefunden hatten, mussten bis zu 15
Stunden täglich für einen Hungerlohn arbeiten.
Wichern begann
– aus einem tief gegründeten Glauben an Christus heraus – gegen das Elend
seiner Zeit zu kämpfen. So gründete er im Jahr 1833 das „Rauhe Haus“.
Zusammen mit seiner Frau, seiner Mutter und tatkräftigen Mitarbeitern. Es war
ein Waisenhaus für vernachlässigte und schwer erziehbare Kinder und
Jugendliche, die dort in kleinen Wohneinheiten und Familienstrukturen lebten.
Wichern gab ihnen Arbeit – in einer Tischlerei, einer Schusterei, einer
Buchbinderei und in der Landwirtschaft. Und sie bekamen die Möglichkeit, einen
Beruf zu erlernen. Viele von ihnen erlebten nun zum ersten Mal, was Liebe,
Geborgenheit und Sauberkeit bedeutet. Besonders wichtig war Wichern eine gute
Erziehung der Kinder; ein großes Anliegen war ihm auch, dass der Tagesablauf
von Hausandachten geprägt war. Dazu gehörte immer eine Geschichte, ein Wort
oder ein Abschnitt aus der Bibel, gemeinsames Singen und Beten.
Die vier
Wochen vor Weihnachten waren im „Rauhen Haus“ immer etwas besonders
Schönes. Denn die Adventszeit hat mit Freude zu tun, mit Liebe und Licht, mit
Erwartung. Um seinen Pflegekindern von dieser Freude weiterzusagen und um ihnen
zu zeigen, wann es endlich soweit war, ließ Wichern im Jahr 1839 bei den
Abendandachten zum ersten Mal 24 Kerzen auf ein großes Holzrad aufstecken und
anzünden, beginnend mit dem 1. Advent bis hin zum Christfest. So nahm der
Schein des Lichts jeden Abend zu, wie auch die Vorfreude der Kinder auf
Weihnachten. In den ersten Jahren waren nur die Wände des Raumes mit frischem Grün
geschmückt. Im Jahr 1860 wurde es dann Brauch, auch den Kranz selbst mit grünen
Zweigen zu umwinden. Ungefähr ab 1900 erstellte man ihn dann nur noch aus
Tannengrün und vier Kerzen – so wie wir ihn heute kennen.
Zur Person von
Johann Hinrich Wichern sei noch dieses angeführt: 1874 erlitt er einen
Schlaganfall. Sein Sohn übernahm seine Ämter. Am 7. April 1881 starb der
Gründer der Inneren Mission in seiner Heimatstadt; seine Arbeit lebt bis heute
in der Diakonie fort.
Bei der
Adventsfeier am 13. Dezember in unserem „mittendrin“ konnten die
Ehrenamtlichen beide Kränze sehen, den Wichernkranz – hier wurden zwei weiße
und elf rote Kerzen entzündet – und den großen Adventskranz aus der Talkirche
mit zwei brennenden Kerzen. Zur Hinführung und zur Vertiefung der Thematik
dienten Geschichten, Lieder und die Andacht durch Pfarrer Frank Boes. Beim
gemeinsamen Kaffeetrinken kamen die fleißigen Helferinnen und Helfer an schön
gedeckten Tischen miteinander ins Gespräch. Viele Kerzen und große Windlichter
sorgten zusätzlich für eine „Wohlfühl-Atmosphäre“. Mit großer
Spannung wurde die Verlosung der Freikarten für die 6. Benefizveranstaltung
„Toskana und Elbe mit Traumküste Cinque Terre“ von und mit Dieter
Freigang am 26. Januar in der Wenschtkirche erwartet; als „Glücksfee“
fungierte dieses Mal unser Pfarrer David Mushi.
Am Ende des unterhaltsamen Nachmittags dankten die beiden Vorsitzenden, Pfarrer Frank Boes und Presbyter Peter-Christian Rose, den Mitgliedern beider Ausschüsse für die Vorbereitungen, die am Morgen unter der bewährten Regie von Friedhelm Bäcker stattgefunden hatten, sowie für die Gestaltung des Nachmittags. Gedankt wurde auch unserer Organisten Mechthild Heide, unserem Küster Jörn Ackerstaff und den zusätzlichen „guten Geistern“, die uns beim Aufräumen und Spülen unterstützten. Gut gelaunt und bestens eingestimmt auf das bevorstehende Fest begaben sich unsere Gäste um 17 Uhr auf den Heimweg. Alle mit einem kleinen Geschenk, dem obligatorischen Weihnachtsbüchlein mit schönen Geschichten und Gedichten, und der Gewissheit, dass ihr Engagement in der Kirchengemeinde Klafeld wertgeschätzt wird.
Peter-Christian Rose