Zwei bunte und kurzweilige Nachmittage

Wiener Schmäh und der Tanz mit dem Staubsauger

Wann leiten Pfarrerin Almuth Schwichow und ihre beiden Amtskollegen Frank Boes und Dr. Martin Klein zusammen zwei Gottesdienste? Wann teilen die drei das Abendmahl gemeinsam aus? Wann sieht man sie zu dritt dann mit vielen Gästen beim Kaffeetrinken? Wann wirken sie beim folgenden Unterhaltungsprogramm mit? Und wann übernehmen sie mit ihren Autos vor und nach der Veranstaltung auch noch den Taxidienst? Fünf Fragen. Aber es gibt lediglich eine Antwort: Nur bei den beiden Herbstfesten für die „Generation 70+“! Was die drei da machen und fertigbringen, sucht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Kirchenkreis Siegen seinesgleichen! Ja, und unsere Seniorinnen und Senioren wissen das sehr wohl zu schätzen. Zuletzt am 4. und 5. Oktober, als 150 von ihnen in der Talkirche und im Gemeindezentrum „mittendrin“ zwei schöne Nachmittage erleben konnten. Diese begannen jeweils mit einem feierlichen Abendmahlsgottesdienst. In ihrer hörenswerten Predigt sprach Pfarrerin Almuth Schwichow über unsere menschlichen Sorgen und über Zeiten, wo diese uns über den Kopf gewachsen sind. Aber dann auch über Jesu Aufforderung und Ermutigung „Macht euch keine Sorgen!“ Denn sie belasten und schwächen uns, sie verbessern nicht die jeweilige Situation, und sie bringen uns keinen Deut weiter. „Wir brauchen uns ja auch gar nicht zu sorgen, denn Gott sorgt für uns.“ Das heißt nun aber nicht, dass wir unsere Hände in den Schoß legen können. Sondern wir sollen unseren Blick auf das Notwendige lenken. Und uns um andere Menschen kümmern, für andere sorgen. Dann „wird er euch schon alles schenken.“ Darauf zu trauen, so Pfrn. Schwichow, „dazu lädt uns Jesus ein.“ Nach dem besinnlichen Teil des Nachmittags das gemeinsame Kaffeetrinken mit angeregten Gesprächen und einem guten Miteinander. Für das Backen der Kuchen, für das Dekorieren und Decken der Tische sowie für den Bedienservice ernteten unsere Frauengruppen großes Lob und viele Worte des Dankes. Am Mittwoch war der Frauentreff Wenscht im Einsatz, am Donnerstag der Mütterkreis Tal, die Auszeit Birlenbach, der Mütterkreis Setzen und der Frauenkreis Tal. Anschließend – quasi im letzten Drittel der Feiern – ein buntes und kurzweiliges Programm. Mit Überraschungen. Und glänzend aufgelegten Seniorinnen und Senioren.

Werner Stähler, Karl Hoffmann und Günter Haardt: "Hello, Dolly"
Werner Stähler, Karl Hoffmann und Günter Haardt: „Hello, Dolly“

Dabei ging es Schlag auf Schlag: Das Siegerländer Mundharmonika-Trio in der Besetzung Günter Haardt (Chromonika), Werner Stähler (Akkord) und Karl Hoffmann (Bass) sorgte mit seinen gekonnt vorgetragenen Beiträgen von „Yesterday once more“ über „Red roses for a blue lady“ und „Hello, Dolly!“ bis hin zu vier Studentenliedern mehrere Male für lang anhaltenden Applaus. Nebenbei erfuhren die Zuhörerinnen und Zuhörer, dass das Trio bereits seit 1955 gemeinsam musikalisch unterwegs ist. Chapeau! Dann der Auftritt unserer beiden Pfarrer; Frank Boes (Gesang) und Dr. Martin Klein (Klavier) ließen mitten im Siegerland den „Wiener Schmäh“ hochleben; sie glänzten – in voller Vorfreude auf die übernächste Jahreszeit – mit dem von Georg Kreisler mit Sprachwitz und tiefsinnigen Humor im Jahr 1956 geschriebenen „Frühlingslied“. Höchst amüsant von der ersten bis zur neunten Minute auch der tolle

Rosel Joppich und Elke Hammer: "Schiller und Schaller"
Rosel Joppich und Elke Hammer: „Schiller und Schaller“

Sketch „Schiller und Schaller“, profihaft gespielt von Presbyterin Rosel Joppich und Elke Hammer in einem „Eisenbahnabteil“. Wie die nicht alltägliche Unterredung endete? „Jetzt fahr ich nach Weimar und kaufe mir den Schreibtisch von Schaller, auf dem Schiller Maria Stuart bearbeitet hat, weil die Jungfrau von Orleans den Hut auf der Stange von Wilhelm Tell nicht gegrüßt hat!“ Nicht verstanden? Macht nichts! Zwischen den einzelnen Programmpunkten war auch die Seniorenschar immer wieder mit dem Singen bekannter Herbstlieder aktiv in das Geschehen eingebunden. Zum Schluss ein wahrer Hingucker und ein toller Ohrenschmaus zugleich. Sie kennen den Hit „Er gehört zu mir, wie mein Name an der Tür“? Marianne Rosenberg hat ihn gesungen. Damals, im Jahr 1975. Jetzt aber wurde er von Rosel Joppich interpretiert. Und getanzt. Wer war ihr Partner? Ein Mann? Nein! Ihr Staubsauger. Und sie in einer hellgrünen Kittelschürze und mit einem roten Kopftuch und mit Stricksocken. Einfach köstlich! Wie gut, dass der Schreiber dieser Zeilen den Auftritt sowohl am Mittwoch als auch am Donnerstag zu sehen bekam!

Peter-Christian Rose